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So eine Auszeichnung gab es noch nie: Nicht für langjährige Vereinsmitgliedschaft, sondern für Engagement, das „die Faasend im Kreis Saarlouis nach vorne bringt“, hat der Saarlouiser Landrat seine drei ersten Ehrenorden verliehen.

Der Saarlouiser Landrat Patrik Lauer (links) und VSK-Regionalvertreter Michael Schleich haben zum ersten Mal den Ehrenorden für besondere karnevalistische Verdienste vergeben. Die drei Ordensträger 2023 sind (von links) Sandra Theobald, Irma Schnur und Dominik Trenz. Fotos (3): Nils Straßel

Von Nils Strassel

KREIS SAARLOUIS | Wo der Kreistag normalerweise in aller Ruhe über die Zukunft des Landkreises diskutiert, ging am Sonntagmittag die Post ab. Der Große Saal des Landratsamtes war nicht mehr wiederzuerkennen.

Zu kölschen Klängen von der Band Dreierpasch und des Musikvereins „Gugge Mol“, wurde getanzt, gehüpft und geschunkelt. Früher als üblich hatten die Narren die Verwaltung gestürmt.

Der Grund: Zum ersten Mal überhaupt sollten drei verdiente Vereinsmitglieder aus dem Kreis Saarlouis mit dem „Ehrenorden des Landrates für besondere karnevalistische Verdienste“ ausgezeichnet werden. Im SZ-Gespräch erklärt Landrat Patrik Lauer, was es damit auf sich hat: Geboren aus einer gemeinsamen Idee von Lauer und Michael Schleich, dem Regionalvertreter des Verbandes saarländischer Karnevalsvereine (VSK), sollten mit diesem Orden ehrenamtliche Vorbilder herausgestellt und gewürdigt werden. Anders als bei vielen anderen Ehrungen sei hier eine langjährige Vereinsmitgliedschaft nicht das alleinige Kriterium für die Auszeichnung. Viel mehr standen laut Lauer Fragen im Fokus, wie: „Wer kombiniert Tradition mit frischen Ideen? Wer bringt die Faasend mit seinem Handeln nach vorne und hat sich über die normale Vereinstätigkeit hinaus verdient gemacht?“

32 Karnevalsvereine wurden angeschrieben und gebeten, Ehrenamtliche zu nominieren, die diese Kriterien erfüllen. Aus elf Bewerbungen wählte eine fünfköpfige Jury daraufhin die drei ersten Ordensträger aus – obwohl Michael Schleich in einer Rede betonte, dass alle Nominierten die Auszeichnung redlich verdient hätten. Der Qual der Wahl stellten sich Schleich und Lauer selbst sowie VSK-Ehrenpräsident Horst Wagner, VSK-Präsident Stefan Regert und VSK-Jugendregionalvertreterin Lara-Sophie Maßloh.

Vertreter aller Vereine wurden zur Verleihung und zum Umtrunk danach ins Landratsamt geladen – die Ausgewählten blieben bis zur letzten Sekunde ein Geheimnis. Die Spannung im Saal war greifbar. Schließlich verkündete der VSK-Regionalvertreter Schleich unter großem Jubel die Gewinner: Ausgezeichnet mit dem Ehrenorden des Landrates wurden Irma Schnur von den Aschbacher Narrenkäpp, Sandra Theobald von den Rot Weissen Funken Saarwellingen und Dominik Trenz von den Hansenberger Erdbeernarren aus Wallerfangen.

Schnur habe sich durch karnevalistisches Engagement in Aschbach über 47 Jahre verdient gemacht. Der Verein, der sie für die Ehrung nominiert, sollte noch über 30 Jahre lang nicht existieren, als sie mit 27 das erste Mal auf der Bühne stand. Was Schleich als besonders herausstellte: „Heute sind fast nur noch junge Leute in dem Verein. Doch ich habe noch nie erlebt, dass eine Frau von ihren Vereinskameraden so auf Händen getragen wird.“ Schnur habe mit ihrem Einsatz einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dabei habe sie selbst von der Nominierung überhaupt nichts gewusst, sagt sie unserer Zeitung und sei dementsprechend schockiert gewesen. Schnur lacht, während sie erzählt: „Unser Vorsitzender hat mir einfach gesagt, der Landrat lädt die Vereine ein und ich soll doch mitkommen.“

Auch Sandra Theobald ist seit fast 40 Jahren Vereinsmitglied bei den Rot Weissen Funken. Schleich bezeichnete sie in seiner Laudatio als „wahren Tausendsassa“. Nicht nur kümmert sie sich um die Organisation der über die Region hinaus beliebten Umzüge in Saarwellingen. Zuvor war sie jahrzehntelang Trainerin vieler Garden und Schautänze beziehungsweise stand selbst auf der Bühne. Bei den Glückwünschen ihrer Vereinskollegen verdrückte Theobald auch die eine oder andere Träne. Unserer Zeitung sagte sie, dass es „eine wahnsinnige Ehre“ sei, vom eigenen Verein für so etwas nominiert zu werden. Der Orden werde nun mit Stolz die ganze Session über getragen und bekomme dann einen Ehrenplatz im Haus.

Auch dem Ausgezeichneten Dominik Trenz flossen ein paar Tränen übers Gesicht, als sein Name verkündet wurde. „Das liegt daran, dass mir der Verein so sehr am Herzen liegt“, sagte er der SZ und fügte hinzu: „Man hat manchmal das Gefühl, das sieht keiner, was man alles so schafft. Der Orden ist eine wahre Belohnung für die vielen Stunden.“ Wie Schleich erklärte, wurde Trenz besonders für seine kreativen Leistungen ausgezeichnet. Nicht nur habe er mit der Erschaffung und Verkörperung der Erdbeernarren-Königin die Fasnacht im Saarland inspiriert und um eine weitere Dimension erweitert. Auch wurden die von ihm entworfenen und Orden und Pins bereits mehrfach als beste eines Jahres ausgezeichnet.

Der Ehrenorden des Landrates soll im kommenden Jahr wieder vergeben werden. Die Vereine werden dann nach Angaben des Landrates ein paar Wochen vorher erneut die Chance bekommen, Kandidaten zu nominieren und zu bewerben. Auch bereits nominierte Ehrenamtliche können wieder aufgestellt werden.

Info

Die anderen Nominierten

Ebenfalls für den Ehrenorden des Landrates von ihren Karnevalsvereinen nominiert wurden folgende ehrenamtliche Narren:

Werner Pawelkiewicz von den Glasspatzen Wadgassen; Udo Hemmerling vom Lauterer Artillerie Korps; Sven Detzler von den Bollen Hülzweiler; Philipp Getto von den Gold Blauen Funken Saarwellingen; Hans-Werner Scherer von De Picarda Fräsch; Stefan Jost von den Faasend Rebellen Steinrausch und Hans-Günter Optenhöfel von der GKG Fraulautern.

(Quellle): https://e-paper.saarbruecker-zeitung.de/webreader-v3/index.html#/1006941/16-17

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